BE01: Daniël Cromphout

Daniël Cromphout

Kopjezwam, ist ein städtischer Betrieb in Flandern, der Microgreens und Pilze produziert.

Kopjezwam repräsentiert ein innovatives Modell einer urbanen und multifunktionalen Landwirtschaft, die sich stark der lokalen Produktion widmet. Das Geschäftsmodell basiert auf einer innovativen Finanzierungsmischung aus Crowdlending (in Form von Win-Win) und Crowdfunding.

Daniël Cromphout ist einer der 9 Gesellschafter, die für die finanziellen und geschäftlichen Aspekte bei Kopjezwam verantwortlich sind. Daniel ist ein ehemaliger Banker, der sich selbst als “moderner Landwirt” definiert, da er in Teilzeit in seiner eigenen Finanzberatung für innovative Finanzierungen für Landwirte und teilweise bei Kopjezwam arbeitet. Er ist ein innovativer Landwirt mit starken unternehmerischen und kommunikativen Fähigkeiten und einem professionellen Wissen über Finanzen.

1. PERSÖNLICHE DATEN DES LANDWIRTS

Name: Daniël Cromphout.

Geburtsjahr: 1963

Geschlecht: Männlich.

Bildung: Daniël definiert sich selbst als “nicht-klassischer Landwirt”. Mit einem Master-Abschluss in Übersetzung arbeitete Daniël 33 Jahre lang im Bankensektor bei der KBC.

Beruf: Als er bei der KBC-Bank arbeitete und sich mit landwirtschaftlichen Themen beschäftigte, führte Daniël eine strategische Übung durch, bei der er die urbane Landwirtschaft erforschte. Dann verließ er die KBC und gründete ein Beratungsunternehmen für neue Geschäftsmodelle für urbane Landwirte, wo er derzeit in Teilzeit arbeitet. Er kam in Kontakt mit den Menschen des Betriebs Kopjezwam, der Pilze und Microgreens produziert. Er schloss sich ihnen als Teilhaber und “moderner Landwirt” an. Bei Kopjezwam kümmert sich Daniël vor allem um die finanziellen Aspekte und um die geschäftliche Seite. Auf die Frage, ob man ihn als Landwirt bezeichnen kann, antwortet er: “Was ist ein Landwirt? Aus meiner Sicht ist Kopjezwam ein Bauernhof, denn wir produzieren Primärprodukte (Pilze, Microgreens) und ich bin Teil eines landwirtschaftlichen Unternehmens. Wir sind also Bauern. Natürlich, wenn man sich eine traditionellere Definition von Landwirten anschaut, dann könnte man auch sagen, ich bin kein Landwirt. Der moderne Landwirt ist aus meiner Sicht ein Unternehmer”.

2. BETRIEBSDATEN

Betriebsstandort: Kopjezwam hat einen Betrieb in Brügge (Sint-pieterskaai) und eröffnet gerade einen in Leuven (Molens Van Orshoven).

Betriebsfläche in ha: Die Kopjezwam-Farm hat eine produktive Fläche von ca. 20 m2 innerhalb von Industriegebäuden.

Betriebsbeschreibung: Kopjezwam ist eine urbane Landwirtschaft, die Microgreens und Pilze produziert. Kopjezwam basiert auf einem Modell von Anteilseignern: Es gibt 9 Anteilseigner, die alle nur in Teilzeit arbeiten (Daniël arbeitet auch als Berater).

Neben der Herstellung von Primärprodukten bietet Kopjezwam eine Auswahl an verarbeiteten Produkten, wie z. B. Champignon-Burger. Das Geschäftsmodell besteht darin, lokal zu produzieren, nur für den Markt in Brügge. Die Produkte werden meist direkt an die Verbraucher (B2C), aber auch an lokale und spezielle Geschäfte, Cafés und Restaurants (B2B) verkauft.

Kopjezwam bietet als multifunktionaler Betrieb den Verkauf ab Hof an. Neben dem Angebot einer Qualitätsproduktion planen sie, Schulungen und didaktische Aktivitäten zu starten, wie z. B. Workshops über Produktion, urbane Landwirtschaft und Kochen.

3. FINANZIERUNG UND ZUGANG ZU FÖRDERMITTELN

Vor 5 Jahren gegründet, hat Kopjezwam ein innovatives Finanzierungsmodell. Es basiert auf einem “Finanz”-Mix: einer Kombination aus Crowdlending (in Form von Win-Win) und Crowdfunding.

Win-win ist ein Anreizinstrument, das von der flämischen Regierung geschaffen wurde. Es ist eine Form des Crowdlending, bei dem in der Regel Freunde oder Familienmitglieder Geld an Projekte (oder Start-ups) verleihen. Die Kreditgeber geben Geld, nehmen aber keine Anteile am Unternehmen und die Kreditnehmer müssen das Geld regelmäßig zurückzahlen, und das zu sehr niedrigen Zinsen. Der große Vorteil für Investoren bei der Beteiligung an jungen Unternehmen ist, dass sie Steuerermäßigungen und Garantien von der Regierung erhalten. Zum Beispiel kann ein Investor 30 % oder 40 % Rendite auf seine Investition erhalten.

Bei Kopjezwam planen sie, Crowdfunding zu nutzen, um Geld zu sammeln und das Netzwerk von “Botschaftern” ihres Projekts zu erweitern. Dennoch bevorzugen die Kopjezwam-Landwirte Crowdlending und Win-Win, weil sie, anders als beim Crowdfunding, die einzigen Anteilseigner bleiben, ohne Anteile am Unternehmen abgeben zu müssen.

Daniël: “Am besten ist es, einen Finanzierungsmix zu schaffen, etwa eine Kombination aus Crowdfunding, Crowdlending (d.h. Win-Win in Flandern) und einem klassischen Bankkredit. Es ist schwierig, dies in einem ‘Menü’ festzulegen: Es ist wirklich eine individuelle ‘Anpassung’. Jeder Business Case ist anders”.

Für Daniël ist es wichtig, einen guten Businessplan, eine überzeugende Geschichte und ein starkes Netzwerk von Beratern zu haben, die wirklich an das Projekt glauben. Seiner Meinung nach ist es nicht genug, Qualitätsprodukte zu produzieren. Er kommentiert: “Das Problem vieler traditioneller Landwirte ist, dass sie zwar gute Produkte haben, aber zu sehr aus der Sicht eines Landwirts sprechen und nicht aus der Sicht eines Unternehmers”.

Laut Daniël ist der innovative Finanzierungsmix von Kopjezwam erfolgreich, denn: ‘Ohne einen Finanzierungsmix gibt es kein ‘Kopjezwam: das ist die Realität. Eine traditionelle Bank schaut nur in die Vergangenheit und verlangt viele Garantien”.

Die wichtigsten Auswirkungen dieses innovativen Finanzierungsmixes sind (a) die Reduzierung von Risiken, (b) die Erhöhung des Einkommens – weil die Landwirte mehr Geld haben, das sie mit sehr niedrigen Zinsen investieren können – und (c) die Schaffung eines Netzwerks von Botschaftern. Diesen Aspekt hebt Daniël hervor: “Wenn jemand in Kopjezwam investiert, glaubt er daran und spricht darüber: er ist nicht nur ein Investor, sondern ein Botschafter”. Kopjezwam hält eine starke Kommunikationsverbindung mit seinen Investoren durch einen Newsletter und eine offene Einladung, nach Brügge zu kommen und die Produkte zu probieren.

Was die Zukunftspläne betrifft, wollen Daniël und sein Team das Kopjezwam-Geschäft ausweiten, indem sie weitere Kopjezwams in anderen belgischen und flämischen Städten gründen. Sie wollen auch die Nachhaltigkeitsaspekte erforschen (z. B. kein Abfall, keine Auswirkungen, Verwendung von Elektrofahrrädern) und sie wollen über das Potenzial der landwirtschaftlichen Produktion in Städten kommunizieren.

“Informieren Sie sich gut. Denken Sie an Ihre Geschichte: Was ist Ihre Geschichte als Landwirt? Wie produziere ich, was ist meine einzigartige Art zu produzieren? Wie kann ich jemanden überzeugen, in meinen Betrieb zu investieren?
Haben Sie eine gute Geschichte! Wenn Sie sagen: “Ich bin nachhaltig”, dann müssen Sie auch zeigen, warum Sie nachhaltig sind, schreiben Sie es in Ihre Geschichte!”

4. TRAININGSBEDARF UND SCHLÜSSE

Vorhandenes Wissen und Lücken: Daniël hat keine spezielle Ausbildung zur landwirtschaftlichen Betriebsleitung, aber in seinem Fall war seine frühere Berufserfahrung im Finanzwesen sehr nützlich. Darüber hinaus ist einer der Anteilseigner von Kopjezwam Lehrer an einer Landwirtschaftsschule, so dass eine spezifische Ausbildung nicht erforderlich war.

Seiner Meinung nach sind die Hauptkompetenzen, die bei seiner Arbeit benötigt werden, die klassischen Kompetenzen eines Unternehmers: “Man muss sehr gute Produkte herstellen und man braucht Leute, die die Produkte verkaufen können. Ein guter Unternehmer kann nicht alles alleine machen, aber er weiß, was er sehr gut kann und wo er Kooperationen braucht. Ein Landwirt braucht ein gutes Geschäftsmodell. Nur produzieren reicht nicht aus.”

Schlussbemerkungen: “Innovation” ist das Schlüsselwort, das diese Fallstudie in einem Wort zusammenfasst.

Kopjezwam ist ein innovativer landwirtschaftlicher Betrieb (urban, lokal, multifunktional, zirkulär) mit einem innovativen Finanzierungsmodell (eine Mischung aus Crowdlending in Form von Win-Win und Crowdfunding).

Daniël Cromphout spiegelt diesen innovativen Geist wider: Er ist ein moderner Nebenerwerbslandwirt mit professionellem Finanzwissen, Aktionär und Unternehmer. Er ist sich der gesellschaftlichen Herausforderungen (z. B. im Bereich Umwelt) bewusst und widmet sich der Entwicklung von Lösungen. Seine zukünftigen Pläne bei Kopjezwam sind, das Potenzial der Kreislaufwirtschaft weiter zu erforschen (z. B. Null-Abfall-Produktion) und in verschiedene Aspekte der Nachhaltigkeit entlang der Lieferkette zu investieren. Schließlich hat Kopjezwam eine umfassende “politische” Mission: Entscheidungsträger und die Öffentlichkeit vom Potenzial der landwirtschaftlichen Produktion in Städten zu überzeugen.